Diversity Management ist ein Begriff, der schon seit längerem in der freien Wirtschaft angekommen ist. Er kommt ursprünglich aus den USA und wird wie bei so vielen kulturimperialistischen Ansätzen so umgesetzt, wie es am besten in unseren Kontext passt.
Demnach gibt es auf wissenschaftlicher Ebene und vor allem in der Praxis die unterschiedlichsten Anwendungsformen. Weithin ist es als Methode bekannt, Minderheiten in Betrieben besser zu integrieren, ganz egal ob Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen, ältere Mitarbeiter_innen oder Mitarbeiter_innen mit besonderem Förderbedarf.
Mein Verständnis beruht dabei vor allem auf einem sehr praktisch-wirtschaftlichen Ansatz. Derzeit sind Schlagwörter wie Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Nachwuchsprobleme, fehlendes Interesse in verkrusteten Arbeitsbedingungen zu arbeiten, sehr präsent. Die Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden, doch ein Fakt ist allgegenwärtig: Die Arbeitskräfte fehlen und wenn wir Unternehmer_innen nicht die Perspektive wechseln, werden diese Herausforderungen nicht von selbst gelöst.
An dieser Stelle kann Diversity eine Methode für Sie sein, um ungenutztes Humankapital besser in Ihren Betrieb zu integrieren.
„Diversity Management als Gegenmittel zur Personalfluktuation!“
Vielfalt als Ressource für Ihr Unternehmen
In unserer Gesellschaft entstanden in den letzten Jahrzehnten neue Strukturen. Durch Zuwanderung, Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt, aufbrechen von verstaubten Rollenbildern und der Überalterung, hat sich die Arbeitswelt verändert. Nun ist es an der Zeit, dass sich Betriebe an diese neuen Ressourcen gewöhnen. Viele machen es ohnehin schon, doch trotz aller Offenheit, haben viele Führungskräfte immer noch die sprichwörtlichen Scheuklappen vor den Augen.
Diversity Management scheitert meist an Kleinigkeiten, obgleich der große Zusammenhang verstanden wird. Im Laufe meiner Arbeit im Personalentwicklungsbereich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen oft sehr kompliziert oder engstirnig an die Personalsuche herangehen. Leider übersehen sie Personalressourcen, die vor ihren Augen liegen. Es macht fast den Eindruck, dass ein derart starres Bild in den Köpfen vorherrscht, dass bei der Suche nach neuen Fachkräften lediglich unerreichbare Idealbilder in den Vordergrund rückt. Trotz erfolgloser Suche bleibt das Bewusstsein für andere Möglichkeiten aus.
„Wir sitzen im Wald und sehen die Bäume nicht!“
Durch ein gelungenes Diversity-Management schaffen Sie es die Kreativität, Flexibilität und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter_innen zu erhöhen. Zudem haben Sie eklatante Kosteneinsparungen, weil lange Onboarding Prozesse vermieden werden können. Nicht zu vergessen ist die Außenwirkung, die Diversity umsetzende Unternehmen haben. Diese Betriebe wirken auf einen Schlag moderner, und innovativer als ihre Mitbewerber. Die neu gelebte Offenheit lädt ein, Sie als interessante künftige Arbeitgeber_in oder auch Kund_in wahrzunehmen.
Weiters schaffen Sie es so, Klischees in Ihrem Betrieb zu minimieren. Es geht dann vielleicht weniger um Frauen, Männer, Alte oder Junge, Migrationshintergrund oder nicht, sondern Förderung Ihrer Mitarbeiter_innen, ohne Sie durch Stereotypen auszuschließen.
Ihre Mitarbeiter_innen werden es Ihnen mit Loyalität und stärkerer Motivation danken.
Nutzen Sie die Vielfalt Ihres Personals
In Zukunft wird das HR die Personalsuche mit einem erweiterten Blick an die demografischen Realitäten anpassen müssen. Ein großes Thema wird vor allem die verstärkte Integration von älteren Mitarbeiter_innen im Arbeitsprozess sein.
Integration von älteren Mitarbeiter_innen im Betrieb
In meiner beruflichen Praxis musste ich es leider sehr oft miterleben, dass Firmen Frauen 45+ und Männer 50+ loswerden wollten, um Sie durch jüngere und billigere Mitarbeiter_innen zu ersetzen.
Unglaublich wie unwirtschaftlich dieser Gedanke ist! Jungen gut ausgebildeten Menschen fehlt es jedoch an praktischer Erfahrung. Mit anderen Worten sie müssen eingeschult werden. Und wer eignet sich am besten dazu Junge einzuschulen? Genau, die älteren und erfahrenen Mitarbeiter_innen. So entsteht eine klassische Win-Win-Situation.
Das heißt, ältere Mitarbeiter_innen helfen Ihnen sparen, Sie haben viel Erfahrung und sind oft sehr schnell auf komplexe Themen einzuschulen und demnach umgehend einsetzbar. Häufig kommt auch das Argument, ältere Menschen seien öfter im Krankenstand als junge. Das mag sein, doch durch Wertschätzung und bewusster Integration steigt die psychische Zufriedenheit, was sich wiederum positiv auf die gesamte Gesundheit auswirkt.
Auch hier führt ein anderer Blickwinkel also dazu, bestehendes Personal gewinnbringend für Ihren Betrieb einzusetzen. Machen Sie Ihre „Alten“ zu Masterminds für die „Jungen“!
Durch gelungenes Diversitymanagement haben Sie motivierte Mitarbeiter_innen auf beiden Seiten und wertvolles Know-how geht nicht verloren. Die Fertigkeiten alteingesessener Mitarbeiter_innen, werden von den HR-Abteilungen leider oft übersehen oder aus finanzieller Sicht vernachlässigt. Doch der demografische Wandel zwingt zum Umdenken.
Die Lebenserwartung steigt in westlichen Industriestaaten, die Menschen der „Boomer“ Generation gehen massenhaft in Pension und es kommen nur mehr geburtenschwache Jahrgänge nach.
Die einheimische Bevölkerung schrumpft und wird älter!
Diese Entwicklung zwingt Unternehmen eben nicht mehr, wie eingangs erwähnt, Mitarbeiter_innen mit 45+ zu feuern, weil sie „zu teuer“ sind. Durch die steigende Lebenserwartung erhöht sich das Erwerbsalter. Das und das steigende Bildungsniveau tragen zur Bereitschaft bei länger zu arbeiten. Voraussetzung länger zu arbeiten ist aber mit Sicherheit auch ein wertschätzendes Miteinander. Mehr zum Thema Wertschätzung finden Sie in unserem nächsten Blogartikel.
Durch die Pflege und Entwicklung des bestehenden Personals stehen Unternehmen nicht mehr vor der Herausforderung, das Personal ständig jung halten zu müssen und durch Neuauf-nahmen zu ersetzen.
Das Diversity-Management bietet dabei einige Methoden, die Ihnen dabei helfen können.
"Machen Sie Ihre „Alten“ zu Masterminds für die Jungen."
Die Ressource Frauenförderung
Ein unglaubliches Potenzial liegt außerdem in der Frauen-förderung. Dabei steht, ohne Zweifel, fest, dass Frauen in jeder Managementebene vertreten sein sollen und alle Möglichkeiten im Sinne einer ausgeglichenen Diversität (Diversity) haben. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch einem anderen Thema widmen: Dem Überwinden von veralteten, längst überholten Geschlechterrollen und dem Potenzial von Frauen in „klassischen Männerberufen“ und Männern in „klassischen Frauenberufen“. Es fällt mir schwer, solche Trennungen vorzunehmen, da ich der Meinung bin, jeder Mensch soll alles machen können, was er/sie/es will ohne mit Eingrenzungen, Vorurteilen oder Klischees zu kämpfen. Stehsätze wie „das ist ein Männerberuf“ oder „ein Mann will einen Frauenberuf ausüben“ sollten unbedingt neu überdacht werden. In diesem Sinne ist eine Entwicklung im Gang, die diese Einteilungen hoffentlich bald obsolet macht.
Veraltete Rollenbilder aufbrechen
Viele junge Frauen wollen in technische Berufe wechseln und treffen leider immer noch auf Ablehnung von männlicher aber auch von weiblicher Seite. Dazu sei gesagt, dass die besten Fachkräfte meistens jene sind, die ihre Profession lieben und mit dementsprechendem Ehrgeiz umsetzen. Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle!
Ganz ähnlich verhält es sich, wenn Männer beispielsweise Altenpfleger werden wollen. Sie treffen dabei auch auf veraltete Rollenbilder, wie Frauen in technischen Berufen.
Doch diese gesellschaftlichen Einschränkungen sind nicht nur aus moralischer Sicht absurd. Und wenn man den demografischen Aspekt noch weiterdenkt, ist es wirklich an der Zeit Rollenbilder aus vergangenen Jahrhunderten hinter sich zu lassen und Menschen, den Stärken entsprechend, zu fördern.
Moderne Rollenbilder
Mitarbeiter_innen mit Migrationshintergrund
Hierbei handelt es sich um eine oft verdrängte, aber wertvolle Humanressource. Die Integration von Personal mit Migrations-hintergrund kann für Ihr Unternehmen große Vorteile und Synergien mit sich bringen. Vor allem, weil Migrant_innen nicht selten mit anderen Blickwinkeln an eine Herausforderung herangehen. Dies steigert die Innovation und die Performance im Arbeitsalltag und bringt neue Lösungsansätze.
Vor allem angesichts der Globalisierung muss betont werden, dass Migrant_innen, die nicht aus dem europäischen Ausland kommen, oft internationale Skills mitbringen, die für einige Unternehmen sehr hilfreich sein können.
Zudem hat dies auch einen positiven Effekt auf die interkulturelle Kompetenz des gesamten Unternehmens. Dies sollte jedoch durch Diversitymethoden unterstützt werden, da die Gefahr droht Potenzial ungenützt im Unternehmen schlummern zu lassen.
EU, freier Personenverkehr und Globalisierung
Bürger_innen können innerhalb der EU arbeiten was heimischen Betrieben große Chancen bietet. Doch gerade, weil dies eine große und wichtige Ressource darstellt, ist eben auch ein begleitendes Diversity Management nötig.
Vor dem Hintergrund einer zunehmend globalisierten Welt stellt eine gewisse Internationale Kompetenz eines Unternehmens einen entscheidenden Vorteil dar. Seit Covid 19 ist vielen Menschen erst bewusst geworden, wie stark Österreich inter-national vernetzt und von dieser Vernetzung sogar abhängig ist.
Die Kompetenz Ihrer Belegschaft bringt Ihnen womöglich den entscheidenden Vorteil, in einer globalisierten Welt konkurrenz-fähig zu werden oder zu bleiben.
„Vorteile durch internationale Kompetenz!“
Inklusion
Menschen mit einer Behinderung sind ein wichtiger Teil der Erwerbstätigen. Diese Tatsache muss von Personalabteilungen ernstgenommen werden. Doch derzeit gibt es in diesem Bereich noch großen Aufholbedarf. Nicht nur baulich, auch organisatorisch gibt es noch einiges zu tun. Speziell die Entwicklung der Aufstiegschancen, ein neuer motivationsfördender Umgang und kompromisslose Gleichbehandlung sollten auf der Tagesordnung stehen. Eine zeitgemäße soziale Kompetenz optimiert Ihr Unter-nehmen einerseits von innen und verbessert andererseits die Außenwirkung.
Nun haben wir einiges über Möglichkeiten geschrieben, die bewusst eingesetztes Diversity Management in Ihrem Unternehmen leisten können. Dies ist aber nur ein winziger Ausschnitt dessen, was noch möglich wäre. Speziell in der Führungskräfteentwicklung, ist noch sehr viel Luft nach oben.
Fazit
Diversity Management hat heute eine große Bedeutung in der Arbeitswelt bekommen. Probleme wie Personalmangel und Personalfluktuation können dadurch langfristig abgefedert werden. Das Konzept ist kein Allheilmittel, aber in jeden Fall ein Thema, das es wert ist, sich genauer damit zu beschäftigen.
Eine Unternehmensberatung kann ihnen dabei helfen, die Unterschiedlichkeiten innerhalb ihrer Belegschaft in Einklang zu bringen und positiv zu nutzen. Egal ob weiblich, männlich, jung, alt, migriert oder nicht: Ein neuer Fokus auf die Teamentwicklung stärkt in jedem Fall die Zusammengehörigkeit und das Verständnis füreinander.
Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir freuen uns, Sie damit unterstützen zu dürfen.
Alfred und Doris Kirner
